Im Herzen Zentralasiens

Impressionen aus KIRGISTAN und TADJIKISTAN


© Reinhart Mazur, 2006-2008

Zeravshan Fluss (Tadjikistan)
Zeravshan-Fluss, Nord-Tadjikistan


Wie ein Blitz aus heiterem Himmel schlug diese eMail-Mitteilung aus China ein: die Einreise mit dem eigenen Fahrzeug sei zum geplanten Termin nicht möglich, die letzte der unzähligen zu beschaffenden Genehmigungen werde vielleicht erst in zwei Wochen, wenn überhaupt, erteilt! Da standen wir nun, eine Tagesreise vom Torugart-Pass entfernt und mussten erkennen, dass unsere präzise Reiseplanung Makulatur geworden war. Aus der Traum, Tibet mit dem Fahrzeug zu bereisen. Wenn das nicht möglich sein sollte, so wollten wir doch wenigstens nach Nepal und Indien, um dort am Strand von Goa dem heimischen Winter zu entkommen. Das wäre leicht zu machen, wir müßten doch nur nach Tadjikistan und von dort nach Afghanistan, von wo aus wir über Pakistan bequem unser Ziel erreichen könnten. Doch auch diese Planung stellte sich als trügerisch heraus. Das verheerende Erdbeben in Kaschmir machte all unsere Hoffnungen zunichte. So blieb uns nur die Entscheidung, sofort nach Hause zu fahren oder das bereits zweimal bereiste Zentralasien näher zu erkunden. Wir entschlossen uns für das letztere.






Ruhige Tage in Bishkek

Nach der bitteren Enttäuschung in Naryn ging es zunächst einmal zurück nach Bishkek, wo wir in aller Ruhe den weiteren Fortgang unserer Reise überlegen und organisieren wollten. Glücklicherweise fanden wir Unterkunft im meist ausgebuchten Asia Mountain Guest House, das wir bei vorangegangenen Aufenthalten schon zu schätzen Bishkek: Asia Mountain Guest House gelernt hatten. Ganz oben auf der Aktionsliste stand die Beschaffung von Visa für die nun bevorstehenden Reiseländer. Am wenigsten problematisch war jenes von Tadjikistan. Wir erhielten es noch am gleichen Tag. Das indische Visum dauerte vier Tage, das uzbekische, das wir für einen eventuellen Notfall besorgten, immerhin eine Woche. Mit dem afghanischen Visum hatten wir Pech. Der Konsul war gerade auf 10 Tage zu einer Konferenz nach Kabul abgereist. Nicht so schlimm, denn in Dushanbe oder Taschkent könnten wir es ebenso leicht besorgen. Fast ebenso wichtig empfanden wir es, wieder einmal so richtig gut essen gehen und herrliches Obst in den Bazaren kaufen zu können. Lebensmittel und Trinkwasservorräte wurden ergänzt, das Angebot der reichlich vorhandenen Internet Cafes genutzt. Die platanenbestandenen ruhigen Alleen im Zentrum luden zu Spaziergängen ein, die wir nach dem Chaos und der aggressiven Hektik Almatys wahrlich genossen.



Am Rande des Tien Shan

Unsere grössten Bedenken, den Tibet-Teil unserer langen Tour betreffend, galten den Gefahren der Höhenkrankheit, die in den dort vorherrschenden Höhen von 4000 bis 5300 m nicht ausgeschlossen werden kann. Wir hatten daher etwa 10 Tage eingeplant, um uns in 3500 bis 4000 m Höhe im Tien Shan Kirgistans ein wenig zu Ost-Kirgistan: durch Schluchten zum Dalpakbel-Pass akklimatisieren. Die Zufahrt in die höher gelegenen Gebiete erfolgt über mehr oder weniger gut ausgebaute Bergstrassen, wie hier in einer Schlucht bei der Anfahrt zum Dalpakbel-Pass (3300 m). Hat man diese Engstellen erst einmal überwunden, steht man vor einem eindrucksvollen Panorama mächtiger, schneebedeckter 4000er. Diese sind noch vom Nordufer des Ysyk-Köl-Sees zu sehen. Wegen des nahenden Herbstes waren die Viehherden, die sonst auf den Bergwiesen weiden, bereits zu Tal getrieben worden.



Weide-Idylle am Song-Köl-See (3050m)

Nicht ahnend, dass unsere Einreise nach China mit dem Auto zum geplanten Termin unmöglich war, verbrachten wir einige Tage zur Akklimatisation auch am Song-Köl-See nahe Naryn. Der nahende Herbst kündigte sich bereits durch gelegentliche Schneeschauer an, die von strahlendem Sonnenschein schnell wieder abgelöst wurden. Song-Köl-See (3050m) Wenige Stunden genügten, die Schneedecke der 4000er abzuschmelzen. Die ausgedörrten Wiesen dufteten noch immer. Bei näherem Hinsehen entdeckte man einen dichten Bewuchs mit (verblühten) Edelweiss! Zu meiner grossen Überraschung fand ich in dem Bachbett gleich neben dem Auto einen 47 Gramm schweren Meteoriten! Obwohl sich die Touristensaison dem Ende zuneigte, wurden immer noch Pauschaltouristen mit 4WD-Fahrzeugen zu den Jurten Camps gekarrt. Nur gut, daß hier streng auf naturbezogenen Tourismus geachtet wird!



Chonashu Pass (3822m)

Der Besuch im neuen Touristenbüro in Karakol war vergebens. Wir erhielten nicht, wie erhofft, die Genehmigung über die A364 nach Engilchek zu fahren, um dort einen Besuch des Merzbacher-Sees zu organisieren. Dazu müsse man sich schon rechtzeitig vorher über eine kirgisische Reiseagentur an die zuständigen Ministerien in Bishkek wenden, sagte man uns bedauernd... Ost-Kirgistan: Chonashu-Pass (3822m) Auch wäre die Weiterfahrt über Ak-Shyyrak zurück zum Ysyk-Köl-See nicht möglich, da die Bergstrasse im mittleren Teil nicht mehr existiere. Dennoch, wir ließen es uns nicht nehmen, in diese abgelegene Ecke des Tien Shans im Grenzgebiet zu Kasachstan und China vorzudringen. Einer gewundenen Bergstrasse folgend, die in extrem steinschlag- und lawinengefährdete Steilhänge gesprengt wurde, erreichten wir den Chonashu-Pass. Eine überwältigende Bergwelt zahlreicher 5000er tat sich vor uns im Süden auf. Dies ist die Grenze zu China.



Fahrt nach Osh

Jedem Kirgisien-Besucher sei die Fahrt von Bishkek nach Osh empfohlen. Die neuausgebaute Teerstrasse führt durch landschaftlich sehr unterschiedliche Regionen, die aber alle eines gemeinsam haben: sie sind atemberaubend schön! Kürp-Say Stausee bei Kara-Köl Dazu zählt der Töö-Ashuu-Pass verbunden mit dem weiten Blick aus 3200m Seehöhe zu den verschneiten Bergen im Süden, der Ala-Bel-Pass (3480m) mit der anschliessenden Fahrt durch vegetationsreiche Schluchten, der Toktogul-See und vor allem das schroffe Tal, das den Kürp-Say-Stausee mit seinem türkisfarbenem Wasser umschließt. Im Verlaufe des Neubaus der Strasse wurde auch eine Umgehung Uzbekistans gebaut, die Jalal Abad mit Özgön bequem verbindet. Man halte den Mautbetrag von 10 USD (oder 500 sum) bereit, der in Kara-Köl kassiert wird!



Durch die Alau-Berge nach Sary-Tash

Das tadjikische Visum in der Tasche, hatten wir uns entschlossen, von Bishkek aus über Osh nach Sary-Tash zu fahren, um von dort durch das Alau-Tal nach Tadjikistan einzureisen. Alle unsere Erkundigungen verliefen im Sande, niemand hatte zuverlässige Informationen darüber, ob dies möglich wäre. Kichi Karakol, auf dem Weg nach Sary-Tash Von Osh folgten wir der M41, die im weiteren Verlauf 'Pamir-Highway' genannt wird, nach Süden. Erst durch saftig-grünes, stark hügeliges Weideland führend, erreicht die immer schlechter werdende Teerstrasse eng eingeschnittene Täler, umgeben von 5000ern. Um nach Sary-Tash zu gelangen, müssen zuerst die Berge im Bildhintergrund auf schlechter Bergstrasse bezwungen werden (Taldyk-Pass, 3615m). Da stehen dann auch etliche defekte LKW-Züge. Erstaunlich die Bildungsbemühungen der kirgisischen Regierung. Überall, wie in diesem kleinen Weiler (Kichi-Karakol), wurden Schulen eingerichtet.



Sary-Tash

Das kleine Örtchen Sary-Tash ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Von hier aus führen drei Strassen in total unterschiedliche Welten: Nach Süden setzt sich die M41 fort, die über den steilen Kyzyl-Art-Pass (4280m), der die Grenze zu Tadjikistan bildet, auf das trockene Pamir-Plateau hinaufführt und über Murgab und Khorog an der Grenze zu Afghanistan schließlich Dushanbe erreicht. Diesel-Tankstelle in Daroot-Korgon (Alau Tal) Diese Strasse, der sog. 'Pamir-Highway', darf nur mit spezieller Genehmigung, die unterwegs einige Male streng kontrolliert wird, benutzt werden. Gleich hinter Sary-Tash biegt eine Kiesstrasse nach Osten ab, die zum internationalen, kirgisischen Grenzposten bei Irkeshtam und weiter nach Kashgar in der chinesischen Provinz Xinjiang führt. Ein Kontrollposten am Ortsausgang von Sary-Tash prüft, ob man im Besitze eines chinesischen Visums ist. Wir schlugen Richtung West ein, um nach etwa 140 km Fahrt die tadjikische Grenze bei Karamik zu erreichen. Im Alau Tal gibt es nur wenig Verkehr und so haben wir Glück, als wir im Hauptort Daroot-Korgon Diesel tanken können. Leider hat das Zählwerk der Zapfsäule seinen Geist aufgegeben und so wird die getankte Treibstoffmenge eben mit Eimern ermittelt.



Die Berge Tadjikistans in Sicht!

Von Sary-Tash bis Karamik fährt man über eine gute Kiesstrasse durch das Alau Tal, einer 5 km breiten grünen Ebene, in die sich die Schlucht des reissenden Kyzyl Suu Flusses eingegraben hat. Der Name das Tals ist abgeleitet von der Alau-Kette mit ihren 5000ern, die das Alau Tal vom Fergana Tal in Uzbekistan trennt. am West-Ende des Alau Tals die Berge Tadjikistans Im Süden des Alau-Tals liegt die Bergkette des Pamirs, die im Peak Lenin (7134m) gipfelt. Nachdem das Alau-Tal auf 2800m Seehöhe liegt, überragt der Peak Lenin die Ebene somit um mehr als 4300 m. Das ist fast 700 m mehr als der Mount Everest aus der tibetischen Hochebene aufsteigt! Je weiter man im Alau Tal nach Westen vordringt, umso schütterer und enger wird die Ebene. Die Nutzung dieses eher unwirtlichen Teils des Alau Tals haben die Kirgisen den tadjikischen Nachbarn überlassen, die froh sind, hier Landwirtschaft betreiben zu können.



50 US-Dollar wechseln den Besitzer

Ein steiler Bergrücken schließt das Alau Tal nach Westen ab und bildet die Grenze zu Tadjikistan. Kaum hundert Meter von einander entfernt, die Grenzhütten der Kirgisen und Tadjiken. Der kirgisische Schlagbaum ist geöffnet, niemand zu sehen. Da wir einen Ausreisestempel wollen treten wir in die Hütte ein. Erst im dritten Zimmer rührt sich etwas. Zwei Grenzer sitzen vor einem Mini-TV und glotzen auf das miserable Bild. Sie sind kaum zu motivieren, uns abzufertigen. Schließlich bequemen sie sich, den obligaten Eintrag in ein großes Buch vorzunehmen. Auf einen Ausreisestempel müssen wir verzichten, mangels geeignetem Werkzeug. Letztlich ist uns das egal, da wir ohnehin nicht vorhaben, nach Kirgisien tadjikischer Grenzsoldat in Karamik zurückzukehren. Weiter geht es zum tadjikischen Schlagbaum. Hier wartet schon ein Soldat in Kampfmontur und AK47. Er geleitet uns in die ebenfalls ärmliche Hütte der tadjikischen Grenzstation. Auf der schmutzstarrenden Matratze eines primitiven Bettgestells lungert ein Soldat in blauer Trainingshose, Revolver und AK47 griffbereit. Das ist unser Mann! Wir machen ihm klar, dass wir Touristen sind und hier in sein schönes Land einreisen wollen. Den paar Brocken Russisch die er spricht ist zu entnehmen, dass wir hier nicht einreisen können. Wir stellen uns dumm und wollen nicht verstehen. Schließlich holt er aus einer verdreckten Ecke der Hütte ein zerfleddertes Papier hervor, aus dem klar hervorgeht, dass nur die Bürger einiger der GUS-Staaten autorisiert sind, hier die Grenze zu passieren und zu diesen Auserwählten gehören wir leider nicht. Da der Mann einen passablen Eindruck macht, fragen wir ihn, was es denn kosten würde, von ihm eine 'Sondergenehmigung' zum Passieren der Grenze zu erhalten. "100 US-Dollar", wie nicht anders zu erwarten. Wir handeln ihn auf 50 USD herunter und erhalten auch tatsächlich einen Einreisestempel in den Pass, nachdem unsere Daten wie üblich fein säuberlich in ein dickes Buch eingetragen wurden. Zum Dank für das Entgegenkommen spendiere ich noch eine Flasche russischen Wodkas, die ich für solche Fälle mitführe. Ein Blick in unsere Pässe verschlägt uns die Sprache: der tadjikische Einreisestempel war in Wirklichkeit ein kirgisischer Einreisestempel! Über einen steilen, holprigen Weg erklimmt der Toyota den Grenzkamm des Bergrückens. Da oben warten schon Dutzende zerlumpter Gestalten, die sich als Soldaten herausstellen. Ganz offensichtlich haben sie ihr Opfer gefunden: uns! Kaum haben wir den Motor abgestellt, stürzt sich schon die gierige Meute auf das Auto und filzt das Wageninnere. Nicht, wie wir anfangs dachten, auf der Suche nach verstecktem Rauschgift, sondern nach ganz einfachen, persönlich verwertbaren Sachen und Bargeld, natürlich. Um unsere Pässe wiederzubekommen, sind wir gezwungen, dem (Räuber-)Hauptmann eine MAGLITE Taschenlampe abzutreten. Nichts wie weg von hier!



Kurze Fahrt ins Garm Tal

Es ist total verblüffend, wie sehr sich die Landschaften diesseits und jenseits einer Grenze unterscheiden können. Diese Erfahrung haben wir auf all unseren Reisen immer wieder gemacht. Während wir in Kirgisien durch ein weitläufiges Tal gemütlich rollten, haben wir es jetzt in Tadjikistan mit steilen V-Tälern zu tun, die zu jeder Jahreszeit sehr gefährlich werden können: Im Winter und Frühjahr sind die Wege unbenutzbar wegen der extremen Lawinengefahr, zu anderen Jahreszeiten bedrohen häufige Murenabgänge und Steinschlag den sporadischen Verkehr. Tadjikistan: Blick nach Westen ins Garm Valley Im Garm-Tal hat man es mit den üblichen schmalen Bergsträßchen zu tun, die nur an wenigen Stellen so breit und so gut ausgebaut sind, wie auf diesem Bild zu sehen. Sollte man hier allerdings auf Gegenverkehr treffen, so hat man ein gewaltiges Problem! Dieses sollten wir trotz des guten Wetters auch so bald genug bekommen. Zehn Kilometer hinter der Grenze stossen wir nach einer uneinsehbaren Kurve erneut auf einen Schlagbaum. Dahinter ein recht beachtliches Militärcamp mit festen Behausungen. Nach geraumer Zeit kommt dann doch noch ein Schwerbewaffneter, der uns zum Chef führt. Sekundiert durch seinen Adjudanten, macht dieser kein Federlesen. Unfreundlich und in barschem Ton verlangt er, daß wir schleunigst umdrehen und nach Kirgisien ausreisen. Der Einreisestempel von Karamik beeindruckt ihn in keiner Weise. Also zurück. Schade, denn Dushanbe war nur mehr eine Tagesreise entfernt. Als wir dem Grenzkamm wieder näherkommen, setzt dort ein beeindruckendes Wettrennen ein. Jeder der beim ersten Passieren des Postens zukurzgekommenen Soldaten erhofft sich wohl, vom seltenen Reisenden wenigstens jetzt die Hergabe von Geld oder Nützlichem erpressen zu können. Wir wissen aber nun Bescheid und achten nicht auf die Handzeichen, mit denen man uns nachdrücklich zum Stoppen zwingen will. Wir halten erst unten am tadjikischen Schlagbaum, wo die zuvor bezahlten 50 USD vom verdutzten Grenzer zurückgegeben werden müssen. Am kirgisischen Grenzhäußchen geht es ohne Halt vorbei. Wir waren offiziell ja auch nicht ausgereist! Um auf unserer Reise Afghanistan zu erreichen, müssen wir nun in den sauren Apfel beissen und über Osh, das Fergana-Tal, Tashkent und Samarkand nach Pendzhikent (wieder in Tadjikistan) fahren und den Anzob-Pass nach Dushanbe queren, das sind mehr als 1000 Kilometer.



Wieder in Tadjikistan!

Reist man von Samarkand kommend nach Tadjikistan bei Pendzhikent ein, erlebt man einen Schock. Hier Pendzhikent, ein wahrhaft ärmlicher Ort, noch deutlich von den Spuren des russischen Sozialismus gezeichnet, dort das prosperierende, touristisch total erschlossene Samarkand, reich an eindrucksvollen kulturellen Zeugnissen aus vergangenen glanzvollen Epochen. In Uzbekistan moderne 4-spurige Schnellverkehrsstrassen, im isolierten Tadjikistan meist nur schlechte Schlaglochstrecken oder gefahrvolle Bergpisten. Nord-Tadjikistan: Urmetan im Zeravshan Tal Was die Natur betrifft, ist Tadjikistan aber einzigartig und die unberührten, wilden Berglandschaften versöhnen für so manches. Schon kurz hinter Pendzhikent zeigen sich die Schönheiten des Landes, wie hier in Urmetan, am Fuße des Turkestan-Gebirges. Dieses Gebirge ist eines von zweien, die die ganz im Norden Tadjikistan gelegenen Landesteile von der Hauptstadt Dushanbe trennen. Lange Monate im Winter sind die beiden hohen Pässe, der Ayni- und der Anzob-Pass, wegen einer meterhohen Schneedecke gesperrt und im Sommer oft genug wegen Murenabgängen unpassierbar.



Durch das Zeravshan Tal

Wie zu erwarten war, erweist sich der Zustand der A377 hinter Pendzhikent als landesüblich. Die Teerdecke ist rudimentär, die Trassenführung problematisch, die Anzahl der Schlaglöcher beachtlich. Dies alles zusammengenommen hat zur Folge, dass man sich mit einer Reisegeschwindigkeit von 30 km/h freiwillig begnügt. Nord-Tadjikistan: nahe Gusar Was aber auch seine guten Seiten hat. So fällt es viel leichter, hin und wieder den Wagen anzuhalten, auszusteigen und die Schönheiten der herbstlichen Landschaft zu betrachten. Wie hier nahe Gusar, im Zeravshan Tal Nord-Tadjikistans. Man erkennt die Gewalt des fliessenden Wassers, das sich hier tief in die Schichten der Gebirgsablagerungen eingegraben hat. Wie überall in Zentralasien, so werden auch hier alle Möglichkeiten der landwirtschaftlichen Nutzung wahrgenommen. Bis Muren, Felsstürze oder im Frühjahr Lawinen alles wieder zunichte machen.



Von Ayni zum Anzob Pass

Die den Flughafen von Ayni betreibende Familie gestattet uns freundlich und selbstverständlich, am Rande des Flugfeldes zu übernachten. Wir fragen uns, wie es wohl möglich sei, in diesem engen, von hohen Bergen umgebenen Tal ein Flugzeug zu landen und erst recht wieder zu starten. Am nächsten Morgen erleben wir einen gewaltigen Felssturz auf der gegenüberliegenden Seite des Tales, Nord-Tadjikistan: nahe Rabot, im Süden der Anzob-Pass der mehr als eine halbe Stunde lang andauert und das gesamte Tal mit Staub erfüllt. Die Steinmassen poltern bis in die Gärten am Talgrund. Auch ohne diese Sichtbehinderung war es uns vorher unmöglich, einen Ausgang aus dem Kessel von Ayni zu erkennen, durch den die Strasse zum Anzob Pass führen musste. Es gab ihn natürlich: eine enge Schlucht, durch die sich die Strasse, flankiert von senkrechten Felswänden, hindurchwand. Bei Rabot, einem Bergbauort zweigt eine abenteuerliche Piste zu den bekannten Alexander Seen ab. Wir bleiben auf der Hauptstrasse (hier im Bild) und geniessen den herbstlichen Anblick der Anzob-Berge. Da müssen wir also drüber! Hoffentlich gibt es keine Probleme mit dem Schnee.



Vor dem Anzob Pass (3373m)

Eine nicht endenwollende Karawane schwerbepackter Kamaz-LKW nutzt das gute Wetter, um Waren aus Qoqand und Khudzhand, den beiden Hauptorten im Norden Tadjikistans, nach Dushanbe zu transportieren. Gefahren wird sehr rücksichtsvoll und bedächtig, denn man kennt die Gefahren des Anzob-Passes. ganz links der verschneite Anzob-Pass (3373m) Vor einigen Tagen hat es tüchtig geschneit und im Bereich des Passes liegen immer noch 20 cm Neuschnee. Man muss sehr aufpassen, an den LKWs vorbeizukommen, von denen so gut wie alle Schneeketten angelegt haben oder gerade dabei sind, dies zu tun. Wir sind zuversichtlich, mit unseren Michelin XZL auch ohne dem die verschneite Passhöhe zu bewältigen. Und tatsächlich, trotz vereister Stellen in den steilen Nordhängen (hier im Bild) erreichen wir problemlos und sicher den Pass. Dort bietet sich ein phantastisches Panorama!



Vom Anzob-Pass nach Dushanbe

Nach der Anspannung, die die letzten 1000 Höhenmeter der Passfahrt über vereiste Schneefahrbahn doch mit sich bringen, geniessen wir den atemberaubenden Rundblick, der sich vom Anzob-Pass aus bietet. Unten im Talkessel der kleine Ort Kalon, umgeben von Obstbaumgärten. Die Strasse nach Dushanbe bleibt schlecht, Blick nach Süden: 4000er-Panorama bei Kalon erst ab den Erholungsorten der Upper Class im unteren Varzob-Tal wird sie tadellos. Am Fuße der Berge im Bildhintergrund liegt die Hauptstadt, die sich von weitem durch eine riesige Staubwolke ankündigt. Ein Moloch von Zementfabrik nahe den ausgedehnten Wohnvierteln am nördlichen Stadtrand verpestet mit seinen ungefilterten Abgasen den ganzen Umkreis. Nach wenigen Tagen Standzeit ist unser Auto mit einer dicken grauen Feinstaubschicht bedeckt. Trotz der Luftbelastung in der Stadt fühlen wir uns hier unter den angenehmen Tadjiken sehr wohl und können alle anstehenden Dinge mühelos erledigen. Wegen des katastrophalen Erdbebens, das sich inzwischen in Kashmir ereignete, verzichten wir auf die Weiterreise nach Afghanistan, Pakistan und Indien. Dafür werden wir den weitgehend ausgetrockneten Aralsee und die Kyzyl Kum in Uzbekistan besuchen.






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