Zur Südspitze Afrikas


Camping - Traum und Wirklichkeit


© Reinhart Mazur, 2008


Peponi Camp am Indischen Ozean (Tansania)
Eine anscheinend paradiesische Idylle: Peponi Camp am Indischen Ozean (TZ)



Camping in der freien Natur

Es mag erstaunlich klingen. Auf unserer gesamten Tour durch den afrikanischen Kontinent hatten wir lediglich zweimal das Glück, unbehelligt in der freien Natur campieren zu können. Einmal in der weiten Landschaft von Orupembe (NW Namibia) mit Besuch eines Rudels Tüpfelhyänen am Morgen, das andere Mal am Rande der Kalahari nahe Rakops.

Was in Afrika unmöglich oder zumindest nicht angeraten erschien, war auf der arabischen Halbinsel eine Selbstverständlichkeit. Hier brauchten wir nicht lange zu suchen, um einen Platz zu finden, der schon ein wenig an Nachtplätze in der Sahara erinnerte. Hat man in Saudi Arabien erst einmal einen Durchschlupf durch die Eingrenzung der 4-spurigen Fernstrassen gefunden, was mit etwas Geduld früher oder später immer der Fall ist, hat man freie Wahl. Man sollte allerdings vorzugsweise Plätze wählen, die von der Strasse nicht einsehbar sind. Der Oman ist das Paradies des saharaverwöhnten Autoreisenden. Überall bieten sich passende Plätze an, auf denen man sicher und ungestört stehen übernachten kann. Einmal hatten wir Besuch eines mächtigen Geländewagens. Zwei Männer mit besorgten Mienen stürzten aus dem Fahrzeug, Schwierigkeiten vermutend. Ob wir im weichen Sand stecken geblieben wären und sie uns helfen könnten? 'Mafi Mushkillah!' und nach einem freundlichen Gruss waren sie schon wieder verschwunden...

suedliche Ausläufer der Wahibah Sandsee bei Ruways in den südlichen Ausläufern der Wahibah Sandsee nahe Ruways am Indischen Ozean (Oman)

    

Berge  SE Haql - Saudi Arabien in den Ash Shifa Bergen südöstlich von Haql, Saudi Arabien




Naturnahes Camping

Das gibt es tatsächlich, vor allem in Namibia und Botswana. Solche Plätze sind aber leider die Ausnahme oder nur zahlungskräftigen Luxustouristen zugänglich. Wir fanden einen solchen Platz für Normalsterbliche z.B. in Purros (Namibia). Dieser grosse Platz liegt NW von Sesfontein am Rande eines Waldes, der sich weit im Flusstal des Hoarusib ausdehnt. Inmitten uralter mächtiger Bäume schlägt man sein Camp auf und geniest doch zivilisatorische Annehmlichkeiten wie eine heisse Dusche, ohne die umgebende Natur zu beeinträchtigen. In dieser afrikanischen Idylle ist aber eine Gefahr nicht zu unterschätzen: Wilde Tiere, aus dem Flusstal kommend, durchstreifen nächtens das Camp und nehmen dabei wenig Rücksicht auf die zahlenden Gäste. Regelmässig sind es Elefanten, die durchs Camp streifen, hin und wieder aber auch Löwen! Selbst im Auto Schlafende sind nicht sicher. Steht man auf dem gewohnten Weg der Elefanten, kann es schon passieren, dass sie das Auto, das ihnen im Weg steht, traktieren. In anderen Camps wurden auf diese Weise schon Buschhütten reihenweise niedergemacht...

Was man erleben kann, wenn Elefanten zu Besuch ins Camp kommen, wird hier photographisch dokumentiert.


Buschcamps

Sie sind weitverbreitet in Schwarzafrika. Oft liegen sie von der Durchgangsstrasse entfernt an einem kleinen Flüßchen. Sie bieten alles, was man als Reisender so braucht, vor allem eine Dusche, deren Wasser in den Abendstunden per Holzofen siedend heiß erhitzt wird. Diese Camps in Tanzania und Sambia z.B. sind billig und durchaus angenehm, da sehr gepflegt und wenig belegt. Ein freundlicher Empfang ist einem stets garantiert! Viele dieser Buschcamps sind auf den Reise-Know-how-Karten eingezeichnet.


Rainbow Camp Okawango Rainbow Camp nahe der Popa Falls am Okawango (Namibia). Links der urige Ablutions-Block, rechts das Flussufer

    

Epupa Falls Camp Site Gemeindecamping an den Epupa Fällen des Kunene, Grenzfluss zu Angola. Hier stiehlt der Dorfvorsteher höchstpersönlich!




Campsites, allgemein

Wir haben sie überall in Ost- und Südafrika angetroffen. In den Touristenregionen sind sie stark frequentiert von Gästen lokaler Tour-Operator, von europäischen Reisenden im Mietfahrzeug, aber auch von Horden unzivilisierter Overlander, die offensichtlich glauben, keine Rücksicht auf die anderen Gäste nehmen zu müssen. Hier gibt es meist ein Restaurant, den obligaten Souvenirshop, kleine Übernachtungshütten oder Mietzelte im Grosswildjägerlook und den 'Ablutions'-Block mit Duschen und immer sauberen WCs (wenn nicht gerade Overlander die Campsite heimsuchen). Die Preise sind höher als jene der einfachen Bushcamps, aber noch tragbar im Vergleich zu den Preisen europäischer Campingplätze. Typisch für diese Art der Campsites ist, dass sie nur von durchreisenden Touristen genutzt werden, nicht jedoch von Dauercampern. Diese trifft man in den südafrikanischen...


Caravanparks

In jedem etwas grösseren Ort Namibias und Südafrikas gibt es einen attraktiven städtischen CARAVANPARK, den man besser nicht nach 16 Uhr ansteuert, da er - zumindest in der südafrikanischen Ferienzeit - sehr schnell belegt ist. Heisse Duschen, sauberes WC, oft auch Waschmaschine, sind die Regel. Im Vergleich zu Europa liegen die Preise noch günstig. Für ostafrikanische Verhältnisse sind sie aber total überhöht!

Es gibt ein gravierendes Problem mit diesen Caravanparks. Da sie alle Annehmlichkleiten bieten, sind sie stark belegt von Dauercampern in Wohnwägen oder riesigen Zeltanlagen. Diesen Gästen muss natürlich etwas geboten werden, sonst hat man sie los. Tagsüber wird also der Caravanpark dem breiten Publikum geöffnet. Und es sind nicht nur Menschen, die die Bar oder den Grill besuchen, es ist zu vermuten, dass auch verbrecherisches Gesindel die Lage nutzt, um nach Opfern nächtlicher Raubzüge Ausschau zu halten. Da hilft auch kein unbewaffneter Wächter mehr und/oder ein 3 Meter hoher Stacheldrahtzaun, der den Anschein erwecken will, elektrisch geladen zu sein. Dieser gehört übrigens zur Standardausstattung jedes Campingplatzes oder Caravanparks in Namibia und Südafrika. Die abschreckende oder schützende Wirkung ist gleich Null, das Risiko Opfer eines bewaffneten Raubüberfalls zu werden, wird dadurch nicht verkleinert!


Campsites in Namibia

In Namibia, aber auch hin und wieder in Südafrika, werden viele Plätze in Bereiche ('sites') aufgeteilt, die dann pauschal an eine Besuchergruppe vergeben werden, meist Familien in expeditionsmässig aufgemotzten 4WDs mit Anhänger, die ein Wochenende gemeinsam verbringen wollen. So haben viele derartige Campsites nur 10 oder gar nur 6 grosse Standplätze. In Spanien oder Italien würden da 200 Zelte stehen, ohne dass es Beschwerden gäbe. Auf diesen Plätzen wird dann doppelt bezahlt: für den Platz selbst und pro Person noch einmal. Die Übernachtungspreise auf solchen Campsites in Namibia erreichen somit horrende Grössenordnungen und sind, verglichen mit den Preisen in ostafrikanischen Ländern oder Äthiopien, eine unverschämte Abzocke.


Canon Roadhouse Campsite
Einer von sechs Sites auf dem ausgedehnten Gelände des Canon Roadhouse Platzes nahe des Fishriver Canons in Namibia. Hier ist nur ein Fahrzeug (!) zugelassen. Es muss rechtzeitig reserviert haben. Dies hat wohl die Leihwagenfirma für die Touristen aus Europa übernommen.


Sollte der Mann an der Rezeption behaupten, alle Sites seien belegt und man selbst die Meinung äussern, da sei ja noch genügend Platz für unser kleines Auto, wird man streng zurechtgewiesen: es sei 'fully booked!', es seien keine Schlüssel mehr übrig für Waschräume und Toiletten (Ablutions-Block), die ohnehin immer offenstehen, und - ganz einfach also - man kann uns daher nicht aufnehmen. Manchmal hilft verhandeln, manchmal nicht. Wir hatten auch erlebt, dass bei einem uns ganz und gar nicht als vollbelegt erschienenen Platz, wo wir auf Aufnahme bestanden, alle 4 (vier!) anwesenden Gäste vom Verwalter befragt wurden, ob sie mit uns als neuen Gästen einverstanden wären. Und natürlich haben alle 'ja' gesagt! Ein anderes Mal (Hammerstein) wollte man uns trotz riesigem Platz und freier 'Ablutions' nicht im Auto nächtigen lassen und wies uns statt dessen ein ungemütliches, dafür umso teures Zimmer in der Hotelanlage zu. Wir verzichteten dankend und fanden nahebei im Nubib Nature Camp einen wunderschönen Platz bei freundlichster Aufnahme! Zu finden etwas abseits der Gravel Road D827 in eindrucksvoller Landschaft bei S 25°01.598' E 16°14.804'

Ganz gerne versucht man exotische Reisende wie uns auch mit dem Argument abzuweisen, man hätte ja nicht reserviert und könne deshalb keinen Platz zuteilen. Noch vor der Begrüssung des neuen Gastes ist in Südafrika und Nambia auf solchen Plätzen routinemässig zu hören: 'Did you make a reservation?' Einfach disgusting! Zusammen mit den Sicherheitsproblemen vergeht einem schnell die Lust, diese Länder intensiv zu bereisen!


Guest Farms

Solchem Unbill kann man entgehen, wenn man sich in Südafrika und vor allem in Namibia nach Gästefarmen (wie dem Nubib Nature Camp) umsieht. Es handelt sich dabei um familiäre Farmbetriebe, die nebenbei noch einige wenige Stellplätze an durchreisende Autotouristen oder Backpacker mit Zelt vermieten. Hier wird man freundlich aufgenommen, die Preise sind niedrig, der Stellplatz meist auf gepflegtem Rasen im Schatten, die Sanitäreinrichten in Ordnung. Man findet diese Unterkünfte, wenn man Hinweistafeln am Strassenrand beachtet.

Eldorado Hunting Farm, Namibia
Guest Farm: Eldorado Hunting Farm, Namibia


Campingplätze

Abgesehen von Plätzen, die von Overlandern frequentiert werden, sind die meist gemeindeeigenen Campingplätze der ungeeignetste Aufenthaltsort für ruhesuchende Autoreisende, manchmal aber nicht zu vermeiden. Zu erwähnen wären hier die Campingplätze um Kapstadt herum, zu denen es keine adäquate Alternative gibt oder z.B. der riesige Platz Mile 12 nördlich von Walvis Bay.

Camping  in Hentiesbaai
Der Campingplatz in Hentiesbaai (Skeleton Coast) ist meist ausgebucht. Hier residieren fanatische Angler. Der Platz ist aufgeteilt in unzählige Parzellen. Jeder Parzelle ist ein kleiner Bau mit WC, Waschbecken und Dusche sowie Abwasch zugeordnet. Die Rauchbelästigung durch 'zünftige' Grillfeuer ist enorm.


Diese Plätze sind sauteuer, gerade in der Urlaubszeit, wo man den doppelten Preis akzeptieren muss. Sie sind gerammelt voll mit mittelständischen schwarzen Feriengästen (wie um Kapstadt herum) oder von gut situiertem weissen Publikum (wie in Hentiesbaai oder Walvis Bay). Während die Schwarzen eher bescheiden aber umso lauter sind (immer noch kein Vergleich mit Campingplätzen in Spanien!) traut man seinen Augen nicht, welch riesigen Aufwand die weissen Gäste, der allergrösste Teil davon aus der Republik Südafrika angereist, da treiben. Zuerst werden Zäune errichtet, mannshoch und mit Folien verkleidet, der Boden wird mit künstlichem Rasen abgedeckt, in das Küchenzelt kommen moderne Elektroherde, Mikrowelle und eine riesige Gefrierkombination. In einer Ecke das unverzichtbare Klozelt, die andere aufgefüllt mit gewaltigen Brennholz- und Holzkohlevorräten. Die nächtliche Sicherheit soll gewährleistet werden durch eine Batterie Halogentiefstrahler. Jeden Abend läuft brüllend laut der Fernseher mit Primitivprogrammen. Keiner schaut zu, denn alle sind mit Essensvorbereitungen beschäftigt. Die Frauen in der Küche, die Männer mit den Grillfeuern, von denen der gesamte Campingplatz total eingeräuchert wird. Niamey am Abend ist nichts dagegen! Das ist die Hölle.


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